0 W. Schöpf Chronik      
1 H. Roller      
2 H. Rottner      
         
         
         
         
         
         
         

 
   
   

5 Chronik der Schöpf’schen Schmiede
Öschelbronn, Marktplatz

Gottlieb Schöpf (mein Urgroßvater) gründete 1871 eine Schmiede.

Sein Sohn Wilhelm (Großvater) übernahm die Werkstatt kurz nach der Jahrhundertwende und vergrößerte diese 1905 durch die Anschaffung von Maschinen. Ein Schleifbock mit einem Schleifstein aus Natursandstein und eine Bohrmaschine, auf der auch die auf Holzräder aufgezogenen Radreifen gebohrt werden konnten, und ein Krafthammer wurden aufgestellt. Bald kam noch eine Drehbank hinzu.

Antrieb der Längstransmission durch einen stationären (Karbid-)Gas-oder Benzinmotor (Infos sind widersprüchlich), was zur damaligen Zeit als sehr fortschrittlich galt

Betrieb wird erweitert auf Schmiede und Schlosserei.

Tätigkeitsbereich und Herstellungsprogramm

Hufbeschlag

In den ersten Jahren nach der Firmengründung wurden hauptsächlich Acker-, Forst -und Gartengeräte in reiner Handarbeit gefertigt.

Dank der angeschafften Maschinen war das Schmieden von Äxten und Beilen, von Hufeisen usw. in größeren Stückzahlen wesentlich erleichtert und auch rentabler. So z.B. stellte man im 1. Weltkrieg in Tag und Nachtarbeit Hufeisen für Militärpferde her. Äxte und Beile wurden bis nach Amerika verkauft.

Wie üblich zur damaligen Zeit, wurden auch Bauschlosserarbeiten, wie z.B. das Anschlagen von Türen und Toren, ausgeführt.

Beim Großbrand am 10.Sept. 1933 brannte auch das Schöpf’sche Anwesen ab. Die Baulichkeiten der im EG des Hauses untergebrachten Schmiede hielten jedoch dem Feuer weitgehendst Stand. Die vorhandenen Maschinen einschließlich Teilen der Transmission waren nur in geringem Maße in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach dem Wiederaufbau wurden sie in die neuer Werkstatt integriert.

Im Jahr 1934 wurde am heutigen Standort Marktplatz 5 das Anwesen , bestehend aus Wohnhaus mit Ladengeschäft, Scheune , Stall und Wertstatt neu aufgebaut.

Das Werkstattgebäude entspricht in den Maßen und in der Ausführung der heutigen Situation. Die Werkstatt selbst war aber in Richtung Baumstraße auf halber Länge durch eine Wand (im heutigen Bereich der Treppe zur Schreinerei) und durch eine Bretterwand mit Tür begrenzt. Dahinter lag die überdachte, auf 2 Seiten offene sog. Wagenhalle.

1935 bis 1940

Die Wagenhalle wurde durch Einbau einer süd - und einer westseitigen Wand geschlossen und in die Werkstatt eingegliedert.

Die Drehbank wird an den heutigen Standort umgesetzt

Die Längstransmission wurde bis zur südseitigen Wand unter
Verwendung der vorhandenen Drehbanktransmission verlängert.

Die Montage- und der Lagerplatz für Kartoffelquetschen wird dadurch geschaffen.

Ende 1930er Jahre

Eine Schreinerei wird eingerichtet. für die Holzbearbeitungvon Kartoffelquetschen und Anhängerpritschen


Personalien:

In der Zeit des 1.Weltkriegs erlernte der älteste Sohn Wilhelm im elterlichen Betrieb das Schmiedehandwerk. Der jüngere Bruder Theodor war Techniker und Kaufmann. Vor seinem Einstieg in den elterlichen Betrieb Mitte der 30er Jahre bereiste er jahrelang Großhandelsfirmen als Landmaschinenvertreter. Er übernahm den Bereich Handel.

Auch der jüngste Bruder Walter steigt mit ins Geschäft ein. Er war für die Schlosserei, also den praktischen Bereich, zuständig.

1935 bis 1940 / Geschäftsbereiche:

Vieh – und Pferdebeschlag
Herstellung von lokal benötigten Schmiedeartikeln
(Äxte, Wagen- und Gerätebeschlag usw.)
Handel mit landwirtschaftlichen Geräten wie Eggen, Pflügen, Mähmaschinen u.dgl.
Herstellung von Kartoffelquetschen in beachtlichen Stückzahlen (bis zu 4000 Stck./J.) und Vertrieb in ganz Deutschland
Umrüsten von Gespannwagen auf neue Achsen mit Gummirädern zur Verringerung des Zugkraftbedarfs.

Ab 1935

Fabrikation von Pritschenwagen und Einachsanhängern für Motorzugfahrzeuge. Zur damaligen Zeit waren die Schöpfs in weitem Umkreis die ersten, die Anhänger für Autos bauten.
1936 Neuentwicklung und Fertigung eines „Tiefladewagens für Gespann- und Schlepperzug“ (siehe Prospekt)
Merkmal war eine Ladeflächenhöhe unter 40 cm. Dies erleichterte das manuelle Aufladen von z.B. Säcken auf dem Acker u. war deshalb weniger beschwerlich als bei Pritschenwagen.
Ladenverkauf von Eisenwaren
Betreuen der örtlichen Wasserversorgung durch Wilhelm Schöpf in seiner Funktion als örtl. Wassermeister. Neuverlegen von Ortswasserleitungen.

Ca.1940 bis 1945

Zwangsweise Fertigung von Kleinteilen ( Lötnippel für Spritleitungen u.ä.)
mit bereitgestellten Drehautomaten. Diese wurden von Frauen unter
Leitung von Theodor Sch. bedient.

Ca. 1945/1948

Schreinerei-Maschinenpark wird vergrößert. War notwendig geworden, um die sich abzeichnende Möglichkeit der Produktionserweiterung mit eigenem Personal bewältigen zu können. (z.B. Obstpressen und –mühlen, Sackkarren u.dergleichen. Ein Schreiner wurde eingestellt

Geplantes Bauvorhaben für 1949

Verlängerung des Werkstattgebäudes bis zur Baumstrasse. Unterlagen zum Stellen des Bauantrags waren Ende 1948 fertig.

Ab Kriegsende bis Ende 1949

Schrittweise wieder Aufnahme der Produktion wie vor dem Krieg.
Erweiterung der Produktpalette durch Sackkarren mit Holz- oder Eisengestell, Obstpressen u. Obstmühlen.
Intensivierung des Landmaschinenhandels.
Ladenverkauf

21. September 1949

Tödlicher Betriebsunfall von Walter Schöpf.
Dies war in mehrfacher Weise eine Tragödie für die ganze Familie. Geschäftlich war der für die Ausführung/Produktion Zuständige nicht mehr da. Dies führte sukzessiv zum Auslaufen fast der gesamten Produktion. Lediglich für Kartoffelquetschen war noch bis Ende der 1960er Jahre Bedarf.

Ab Anfang der 1950er Jahre

nahm zum Glück der Bedarf an landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen stark zu. So konnte der Wegfall der Herstellung, ins besonders der von Anhängern, durch den Handel mit Landmaschinen kompensiert werden.

Für die mit dem Vertrieb von Landmaschinen anfallenden Reparaturen war die Werkstatt zu klein geworden; 1954 wurde ein Vorbau an der Nordseite der Werkstatt angebaut mit Montagegrube im Boden für Reparaturen an Schleppern. Auch ein Lastkran wurde installiert.

Anfang der 1950er Jahre waren die Brüder Theodor und Wilhelm mit dem Vertrieb von Landmaschinen voll ins Geschäft gekommen. In den Landkreisen Pforzheim und Vaihingen wurden im Laufe der Jahre z. B. Einachser (von IRUS) und Kleinschlepper (von HOLDER) in höherer 3stelliger Anzahl verkauft.

Dieser Aufschwung war im wesentlichen dem Umstand zu verdanken, dass weite Kreise der kleinbäuerlichen Bevölkerung jetzt ihr Auskommen in der Industrie fanden und nun Geld hatten, sich Schlepper und Geräte zukaufen. Mit diesen konnten sie mit weniger Anstrengung, vor allem aber mit viel weniger Zeitaufwand, nach Feierabend ihre kleine Landwirtschaft betreiben. Der Goldschmiedbauer war geboren, wie man hier in unserer Gegend sagt.

Aber auch diese Periode fand ihr Ende. Die Kleinbauern gaben nach und nach auf. Sie hatten ihr Einkommen auch ohne Landwirtschaft. Die Felder wurden zum Teil verpachtet. Nur noch wenige Großbetriebe konnten sich behaupten. Die kleinen, ländlichen Landmaschinenhändler verschwanden.

Mitte der 1970er Jahre gab es keinen aktiven Schmied mehr bei den Schöpfs. Gegen Ende des Jahrzehnts machte auch die Werkstatt dicht.


Ladenbetrieb

Theodor Schöpf und seine Frau Hermine führten den Laden noch weiter. Im Laufe des Jahres 1996 war Theodor immer seltener im Laden zu sehen. Seine Gesundheit machte ihm zu schaffen.

Solange es gesundheitlich noch ging führte Hermine Schöpf den Laden weiter. Unterstütz wurde sie dabei von ihrem Schwiegersohn Wilfried Decker und ihren Kindern, die den Laden noch einige Zeit weiterführten.
Das Ladengeschäft wurde offiziell Ende Juli 2008 geschlossen.

Zukunft der Schmiede

In der Bevölkerung wurden immer wieder Stimmen laut, die Schmiede als Denkmal o.ä. der Nachwelt zu erhalten.
Im Juni 2011 traten ein „Arbeitskreis Schöpf’sche Schmiede“ an uns heran mit einem entsprechenden Vorschlag. In einer Schrift „Ein Plädoyer zum Erhalt der Schöpfsche Schmiede“ werden mögliche Aspekte zur Realisierung dargelegt.

Div. Gesprächen mit Mitgliedern des Arbeitskreises und der Gemeinde in der Person von Herrn Bürgermeister Kurz führten schließlich am 06.12.2012 zum Verkauf des Anwesens „Schöpf’sche Schmied Marktplatz 5“ an die Gemeinde. Niefern-Öschelbronn mit dem Ziel, ein Museum einzurichten.

Aufgeschrieben nach mündlichen Berichten.
Keine Gewähr, dass alle Angaben in vollem umfang authentisch sind.

Januar 2013
Wilhelm Schöpf

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